
Ein Artikel von Houda
Heute ist Sonntag, der 02.06.2013 und wir befinden uns am Brandenburger Tor auf dem diesjährigen Umweltfestival. Wir, das sind die aktiven jungen Muslime, die sich bei JUMA engagieren. Wir, das sind junge Menschen wie ich, denen der Umgang mit unserer Umwelt ein wichtiges Anliegen ist.
Wie jedes Jahr seit unserer Teilnahme am Umweltfestival, prüft Allah uns auch dieses Jahr mit starkem Regen und Kälte. Diese Prüfung haben wir dieses Jahr wieder mit viel gemeinschaftlicher Kraft und tapferen Radfahrer_Innen auf der diesjährigen Fahrradsternfahrt gemeistert. Von 9 bis 18 Uhr stehen unzählige JUMAner am Stand, kräftigten sich und interessierte Besucher_Innen mit Tee und Gesprächen über Gott, die Umwelt und den Islam.
Von insgesamt 10.000 Radfahrern sind wir 12-mal vertreten. Die meisten tragen trotz der Kälte und des Regenwetters voller Stolz unser speziell für die Fahrrad-Tour angefertigtes JUMA T-Shirt mit den Aussprüchen unseres Propheten Muhammad im Bezug zur Natur und Umwelt, wie beispielsweise: „Wir Menschen sind Gäste auf dieser Welt. Gehen Wir wertschätzend mit ihr um.“

Stolz haben mich unsere Radfahrer_Innen gemacht, gerade weil sie im strömenden Regen ca. drei bis vier Stunden durch halb Berlin gefahren sind. Noch stolzer bin ich, wenn irgendwann alle unsere JUMAner, unabhängig von Regen und Kälte auf den Rädern sitzen und für die Umwelt radeln. Blicke ziehen unsere JUMAner nicht nur mit den T-Shirts auf sich, sondern vor allem, weil die meisten Radfahrer_Innen kopftuchtragende Mädchen waren.
An unserem Stand erfreuen wir uns an den vielen Interessenten, für die unsere Datteln eine (Haupt-)Attraktion sind. Meist nehmen sich dann die Umweltfreunde also eine Dattel und genau dann ergreifen wir die Chance, um für unser Projekt zu werben. So lassen sich Abdurrahim und Sercan einfallen, einen Deal anzubieten: „Bevor Sie die Datteln essen, können Sie sich entscheiden: Entweder zahlen Sie ganz lässig fünf Euro oder Sie nehmen sich einen Flyer über unser Projekt mit.“ Auf diesen Gag geht jeder lächelnd ein und nimmt sich einen Flyer. Et voilà, mission done!
Einige Male treffen wir auch auf Menschen, die unseren Stand ausnutzen wollen, um ihren Ärger über die „radikalen Mohammedaner“ oder ihren selbstverständlichen Rassismus zu äußern. Neben solchen Ausnahmefällen die Masse der Menschen, die unser Engagement toll finden und mit uns über Themen wie Umwelt, Dialog und Homosexualität sprechen. Ich kann behaupten, dass wir etwas erreicht haben. Wir konnten viele Menschen aufklären, dass Umweltfreundlichkeit Teil des muslimischen Verständnisses ist und wir aus religiöser Überzeugung uns verpflichtet fühlen, diese zu vertreten und auszuleben.
Das Mittagsgebet mit Leila war für mich ein besonderer Moment. Es hat in Strömen geregnet und wir haben es dennoch geschafft im nahegelegenen Park zu beten und unsere Gebetswaschung im Freien zu vollziehen. Während die Eine das Wasser aus der Flasche schüttete, wusch sich die Andere beispielsweise die Hände. Dieses Miteinander unter schwierigen Bedingungen schweißt zwei Menschen, die sich zuvor nicht gut kannten, zusammen. Wir haben auf dem völlig durchnässten JUMA – Plakat gebetet. Während die Eine betete, stand die Andere hinter der Betenden und hielt einen Regenschirm. Wir wurden beide letztendlich doch nass, aber wir verrichteten unser Gebet in der Natur. Das unterstrich für mich noch einmal die Verbundenheit zwischen der Gottesanbetung und der Umwelt.