
Der Bedarf an mehr Mitbestimmung – er scheint, groß zu sein.
Mehr als 150 Teilnehmer kamen, als das Partizipationsprojekt JUMA (jung, muslimisch, aktiv) am 27. Oktober 2014 seinen Start in Baden-Württemberg in den tollen Räumen des Projektförderers der Robert Bosch Stiftung beging. Von dem hochgelegenen Anwesen hatten die Teilnehmer einen herrlichen Blick über Stuttgart. An dem Ort, an dem in diesem Jahr bereits Außenminister Steinmeier, Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und Ministerpräsident Kretschmann zu Gast waren, begrüßte die Bosch-Geschäftsführerin Ingrid Hamm nun 15-30jährige türkisch-, arabisch-, bosnisch- und deutschstämmige Muslime aus Baden-Württemberg.
„Alle waren von der Idee und der Location fasziniert! Man fühlt sich so akzeptiert und wertgeschätzt, wenn man ausnahmsweise mal nicht in einer Hinterhof-Moschee eine Veranstaltung hat”, meinte eine junge Teilnehmerin nach der Veranstaltung.
Im Fokus des Abends stand die Podiumsdiskussion zum Thema „Wie gestalten junge Muslime unsere Gesellschaft mit?“ mit den Role Models Ayşe Aykan vom Bundesvorstand der DITIB-Jugend, der Riedlinger Professor für Prävention und Gesundheitspsychologie Ahmed A. Karim und Jungunternehmer Achmed Rasch (Projekte in Mekka und Medina). Die 150 Teilnehmer konnten den Gästen hier ihre Fragen stellen.
Zudem wirkten sie aktiv mit an einer Comic-Ausstellung mit Figuren von Hasibe Özaslan, die die Künstlerin eigens für JUMA zeichnete. Dabei suchten sich die Teilnehmer eine Figur aus, mit der sie sich identifizieren konnten und schrieben in eine Sprechblase ihren Namen, ihr Alter und vor allem, wie sie die Gesellschaft mitgestalten (wollen). Auf diese Weise entstand eine Ausstellung mit ca. 60 Comic-Figuren, die Auskunft gibt über die Einstellungen junger Muslime zum Leben in Deutschland.
Für Unterhaltung sorgten die Band Ottoman Empire Soundsystem mit ihren spiritueller Songs und die Breakdancer der Style Crax Crew. Da die Teilnehmer aus vielen verschiedenen Gemeinden kamen oder auch gar nicht organisiert sind, bot das gemeinsame Abendessen zum Abschluss die Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen.
Weiter geht es mit JUMA in Baden-Württemberg am 22. November 2014 mit einer Begegnung. Die JUMA-Teilnehmer treffen Hannes Schammann, Professor für Migrationspolitik. Vor Jahresabschluss bekommen die Jugendlichen noch die Möglichkeit, Dr. Michael Blume vom Staatsministerium zu treffen. Er leitet bei Ministerpräsident Kretschmann das Referat „Kirchen, Religion, Integration und Werte“.
JUMA startete 2011 in Berlin und verfolgt das Ziel, jungen Menschen mit muslimischem Hintergrund eine Stimme in öffentlichen Diskursen zu geben. Aus diesem Grund initiiert JUMA Gesprächsrunden Meet & Talks u.a. mit Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten. Um die Jugendlichen für solche Begegnungen zu qualifizieren, bietet das Projekt verschiedene Fortbildungen wie Rhetorik oder Lobby-Arbeit. Nicht zuletzt organisieren die Teilnehmer Kampagnen mit anderen Jugendgruppen und Initiativen (jüdische, christliche, Bahai, Umweltschutz etc.). Auch die Zusammenarbeit mit Moscheegemeinden spielt in dem Projekt eine besondere Rolle. JUMA ist Preisträger des Wettbewerbs “Respekt gewinnt” und des Hauptstadtpreises für Integration und Toleranz. Nun wird das Projekt erstmals außerhalb von Berlin durchgeführt. Kooperationspartner in Baden-Württemberg ist die Landeszentrale für politische Bildung.