
Antimuslimischer Rassismus ist keine neumodische Wortkonstruktion, sondern erlebte Diskriminierung, erlebter Hass. Marwa el-Sherbini hat diesen Hass in seiner schlimmsten Form zu spüren bekommen. Am 1. Juli 2009 ist sie und ihr ungeborenes Kind im Dresdener Landgericht von einem Rechtsextremisten mit 18 Messerstichen getötet worden. Erst Tage später fand der Fall in den deutschen Medien Beachtung.
Seither ist der 1. Juli ein Gedenktag an Marwa el-Sherbini und ein Tag gegen antimuslimischen Rassismus
Zwei JUMAner*innen haben ihre Gedanken dazu in Worte gefasst!
Von Nesrine
Marwa el-Sherbini steht für die Anfeindungen, denen Muslime ausgesetzt sind. Marwa el-Sherbini steht für den Mut, den es braucht, um seinen Angreifern die Stirn zu bieten und Marwa el-Sherbini steht auch dafür, dass dieser Kampf tödlich ausgehen kann.
Antimuslimischer Rassismus ist kein abstraktes Konzept von Ausgrenzung, es ist die Angst, die ich fühle, wenn ich angestarrt werde, es ist das Vermeiden bestimmter Stadtteile, es sind die unzähligen, beleidigenden Facebook Kommentare und es ist die Wut, die ich fühle, wenn ich mit der Ignoranz dieses gesamtgesellschaftlichen Problems konfrontiert werde. Das Gedenken an Marwa el-Sherbini ist für uns alle eine Aufforderung laut
zu sein, für einander einzustehen und Mut zu beweisen.
Von Neval
„Der Hass ist real. So sehr ich ihn auch zu verdrängen versuche, so sehr ich mich auch dagegenstemme, der Hass ist real.
Und er richtet sich gegen eine scheinbar homogene Gruppe mit denselben Zuschreibungsmerkmalen, denselben vermeintlichen Defiziten. Gegen eine Gruppe, zu der ich auch gehören soll. In eine Schublade gesteckt mit so vielen Menschen, die eine Gemeinsamkeit haben: Das Muslim-Sein.
Als sei es eine Krankheit, die so schnell wie möglich geheilt werden müsse.
Die mutige Marwa El-Sherbini ist dem am 01.07.2009 zum Opfer gefallen. Einer von Menschenverachtung motivierten Tat, einem Symbol für erbarmungslose Skrupellosigkeit. Einer Lebensrealität, von der etliche Menschen betroffen sind. Jeden Tag, ob nun auf dem Spielplatz, in der S-Bahn, auf der Arbeit, in der Universität.
Es ist die traurige Wahrheit vom puren antimuslimischen Rassismus.
Ich kann es nicht begreifen. Ich kann nicht begreifen, wie um alles in der Welt ein Mensch, wie wir es alle sind, auf ein Merkmal reduziert werden.
Warum, mit welchem Anspruch kann man sich das Recht nehmen, andere derart aus der „Norm“ auszuschließen? Sie für ein Konstrukt dieser Gesellschaft zu verachten? Ihnen ihre Würde und Dasein zu nehmen und ihre alleinige Existenz in Frage zu stellen.
Wie bitte ist der Mensch zu so einer Ungerechtigkeit fähig?
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wir bleiben nicht stumm. Wir werden zusammenhalten und Frieden walten lassen. Und er wird alle Herzen erreichen und ihnen einen Funken, ein Licht in Liebe schenken. Dies Licht wird uns vereinen und den Bann des Einzelnen brechen.
Beginne bei dir Selbst! Und du wirst sehen, deine Reinheit wird Früchte tragen.
Unsere Hoffnung stirbt zuletzt.