TEXT ZU WORKSHOPS

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WORKSHOPS

„Stell‘ Dir mal vor, Du müsstest jetzt Dein Statement zur Bedeutung des Islam in Deutschland vor Drittklässlern halten?“ Die JUMA-Teilnehmerin setzt noch einmal an. Dieses Mal viel ruhiger, langsamer und mit viel Bedacht, welche Wörter sie wählt. Der Ratschlag ist angekommen, auf diese Weise merkt sie, dass sie das Publikum viel eher erreicht.

An diesem und vielen anderen wertvollen Tipps konnten die Teilnehmer des Argumentationstrainings (Juli 2011) die große Kompetenz des Referenten Pater Thomas Grießbach erkennen und erleben. Doch nicht nur seine tiefgehenden Kenntnisse in Rede- und Gesprächspädagogik (hierin trägt er eine Professur) machten Eindruck, sondern auch seine vielen Erfahrungen  und Qualitäten in anderen Bereichen. So berichtet er zum Beispiel, wie er als Rhetorik-Coach einer großen Unternehmensberatung mit Managern ihre Präsentationen einübt und so manches Mal mit Personen, die ein Burnout haben, einfach auch nur allgemein über ihr Menschsein spricht.

Auf der anderen Seite sind ihm als katholischer Theologe und Prior des Dominikanerklosters die religiösen Gedanken der Jugendlichen aus dem JUMA-Projekt nicht fremd. Wenn er Beispiele bringt, wie er selbst als Student und gleichzeitig katholischer Priester Schwierigkeiten hatte, ein Liebesgedicht gefühlsbetont vorzutragen, dann ist er ziemlich nah dran an der Welt vieler Jugendlicher von JUMA.
Im Argumentationstraining lernten die Teilnehmer, wie sie ihren Wortmeldungen, Äußerungen und Statements eine Struktur geben können. Sie lernten in verschiedenen Übungen, mit Anspannung umzugehen. Bei verschiedenen Atemübungen zitierten sie dafür Gedichte und Texte u.a. von Kurt Schwitters oder Erich Kästner.

Dazu probten sie kurze Redebeiträge zum Thema „Die Bedeutung des Islam in Deutschland“. Für den zweiten Tag bekamen sie die Hausaufgabe, ein Statement mit Beispielen, Zitaten und der gelernten Körperhaltung vorzubereiten. Thema: Was bedeutet für mich religiöses Leben? Eine andere Aufgabe bestand darin, Lehrer davon zu überzeugen, dass es sinnvoll wäre sich auch mit dem Islam zu beschäftigen, um einen besseren Zugang zu muslimischen Schülern zu bekommen. Schließlich erfuhren die Teilnehmer, wie sie in Situationen, in denen sie angegriffen werden, so reagieren können, dass sie Zuhörer für sich gewinnen.

JUMA ist ein Partizipationsprojekt für junge Muslime. Und Lobbying ist ein effektives Mittel, um politisch „mitzumischen“ und die eigenen Ziele politisch zu erreichen. Also war es höchste Zeit, dass auch die JUMA-Jugendlichen das 1×1 der Lobby-Arbeit kennenlernen.  Am 3. Mai 2011 fand mit 20 jungen Teilnehmern der Workshop „Lobby-Arbeit/Public Affairs“ in der alten Feuerwache statt.

Zu Beginn des Workshops erklärte der Referent Sebastian Lange die Grundregeln und NO-GOs der Lobby-Arbeit, er beschrieb Tricks und Kniffe, um bei Politikern nicht nur einen guten Eindruck zu hinterlassen, sondern sie auch für die eigenen Ziele zu gewinnen. Dabei waren die Teilnehmer beeindruckt von den vielen praktischen Erfahrungen von Sebastian Lange, der viele Jahre für eine Kommunikationsagentur Lobby-Arbeit betrieb. Aber der Referent kennt auch die andere Seite, nämlich die Seite der Politik. Schließlich ist er seit einem Jahr wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Garrelt Duin.

Im zweiten Teil des Workshops ging es an die praktische Arbeit: Ob Blauer Engel, Bio-Siegel oder TÜV: Es gibt viele verschiedene Label, die darüber informieren, ob ein Produkt umweltverträglich ist, fair und nachhaltig hergestellt wurde oder technischen Standards entspricht. Ein Halal-Siegel für Lebensmittel gibt es in Deutschland bisher nicht. Bei dem Workshop probten die Kleingruppen u.a., wie sie ein solches politisch erreichen können. Welche politischen Stellen, Behörden und Einzelpersonen sollten kontaktiert werden? Was sind die wichtigsten Argumente? Gibt es Kooperationspartner?

In unserer Fortbildung zu Religious Diversity haben die Teilnehmer nicht nur sich selbst besser kennen gelernt, sondern auch erfahren, was es heißt, echten Respekt gegenüber dem/r Anderen zu zeigen. Gleich, ob es sich um Andersgläubige, Spirituelle oder Wortgetreue, Deutsche, Araber oder Türken handelt. Und glaubt uns, jede/r von uns hat seine/ihre Vorurteile. Im Workshop haben die JUMAner sie aufgespürt und Übungen kennen gelernt, mit denen sie abgebaut werden können. Das Gelernte können sie für ihr zukünftiges Engagement in Jugendgruppen, Moscheen, Schulen usw. effektiv einsetzen.

Ziele des Trainings waren:

– Bewusstseinsbildung für die Einzigartigkeit der Religionen
– In Dialog eintreten und sich gegenseitig über Religion/Kultur austauschen
– Erkennen, wie sich Vorurteile und Diskriminierung manifestieren
– Ausbildung von Fähigkeiten, die bei der Entwicklung von interkulturellen Umgebungen eingesetzt werden können

Trainer:

Nina Mühe ist Ethnologin und arbeitet als Wissenschaftlerin in dem EU-Projekt “ACCEPT Pluralism”. Hakan Tosuner ist Wissenschaftler in dem Forschungsprojekt “The semantics of tolerance and (anti-)racism in Europe” und Moderator der JUMA-Gruppe „Innerislamischer Dialog“. Beide sind ausgebildete Trainer für Religious Diversity.

21. April 2011. Wir sind das multikulturelle 17-köpfige Redaktionsteam „Juma“, welches für JUng, Muslimisch und Aktiv steht. Aktiv vor allem im Medienbereich. Unser Ziel ist es, als ein Teil der Gesellschaft, der einseitigen Mediensicht auch eine muslimische Perspektive zu schenken, unsere Stimme zu erheben und unsere Meinungen zu präsentieren.

Wir sind alle Abiturienten oder Studenten im Alter von 17 bis 25 Jahren, die Jura, Medizin, Erziehungswissenschaften oder Physik studieren. Heute gegründet und auch schon gleich fleißig am Schreiben gehen wir verschiedene Themenbereiche an.

Dazu gehören unter anderem persönliche Erfahrungen aus dem Alltag, Politik, Kultur, Kunst, Umwelt und viele andere Themen – Themen, wo wir finden: Wir haben etwas zu sagen!

Heute, an unserem ersten Tag, gibt es viel im Bereich Politik: Heba berichtet uns von dem JUMA-Planspiel im Bundestag, Khairdin und Zeynep geben den USA und Obama richtige Spartipps und Cemal schreibt von unserem ersten Bundeskanzler mit Migrationshintergrund – bald vielleicht Realität? Eine andere Realität sind die deutsch-türkischen Bürger unseres Landes, die manchmal zwischen beiden Kulturen und Gepflogenheiten stehen. Einen tieferen Einblick gibt uns Enes über Kulturunterschiede bei der Begrüßung. Dilek und Seyran rezensieren uns auf persönliche Art den erfolgreichen Film „Almanya“. Linda und Naame tragen beide ein Kopftuch und erklären uns in einem Kommentar, warum ihr Kopftuch sie befreit! Auch Umwelt beschäftigt uns derzeit – abseits der medialen Diskussionen um AKWs und ihre Gefahren: Emre berichtet aus der muslimischen Umweltszene. Das Themengebiet Islam und Wissenschaft wurde angegangen von Amir und Yunus. Des Weiteren wurde von Nur die Fotocollage „Variety“ erstellt, die die Vielfalt unserer Juma-Blogger darstellt.

Feyza Y.,18, Abiturientin