Integrationsdebatten die geführt werden mit Sarazzinisten und Islamkritikern, die das Kopftuch ausschließlich mit der Unterdrückung der Frau verbinden und nicht auch mal mit einer emanzipierten jungen Dame, die das aus religiösen Gründen trägt (die es massenhaft gibt!), können keine produktiven Resultate bringen. Es gibt das Zeitalter vor Sarazzin und danach; so wie vor und nach Christus; und dazwischen das dunkle 21. Jahrhundert.
Die 3. Generation der Nachkommen von „Gastarbeitern“ und die deutschen Jugendlichen wachsen aber in einer ganz anderen Gesellschaft auf. Für sie ist es absolut normal, Pluralität um sich herum zu haben – ob in der Schule, in der Uni oder in der Freizeit. Auch empfinde ich meine Generation als offen, mutig und vielseitig – nicht so grau und einseitig wie die alten Männer in den schwarzen Anzügen im Bundestag. Diese Männer mit ihren schwarz-weiß verzerrten Bildern im Kopf über die Arbeitskräfte aus dem Ausland. Sie hoffen vermutlich noch immer, die Gastarbeiter würden nach Hause gehen. Die sind aber schon lange keine Gastarbeiter mehr, sondern ein Teil Deutschlands. Und gehen tun sie ganz bestimmt nicht. Es gibt nicht mehr „den Deutschen“ oder „den Ausländer“, sondern eine neue Art der Identifikation, wo das Menschsein im Vordergrund steht und jeder sich Individuell nach Belieben wahrnimmt. Meine Generation weiß das. Meine Generation lebt das auch.
Ist Mesut Özil Deutscher oder Türke? Er spielt für die deutsche Nationalmannschaft, aber kann sich nicht bei einem Tor gegen die Türkei freuen. Aus Respekt wie er selber sagt oder aus Reue, die er in dem Moment gespürt hat? Ich würde sagen aus Angst, damit er heil aus dem Stadion kommt, weil ungefähr 50.000-60.000 Türken im Olympiastadion und auch Zigtausende aus ganz Deutschland nach Berlin anmarschiert sind. Wann sehen wir den 1. Bundestrainer mit Migrationshintergrund in der deutschen Nationalmannschaft und wird Özil auch irgendwann Mal Kapitän?
Utopie oder nahe Zukunft? Ich warte auf unseren ersten bunten Bundeskanzler. Oder Bundeskanzlerin, je nachdem.