Wir befinden uns auf der Straße, in der U-Bahn, im Supermarkt.
Die Blicke, die uns treffen, triefen förmlich vor Mitleid, sind verwundert oder gar abschätzig. „Sag mal ist dir nicht total warm?“ oder „Wirst du von deinen Eltern zur Bedeckung gezwungen?“.Es gibt keinen Zwang im Glauben. Wir haben uns für die Freiheit über uns selbst zu bestimmen entschieden, den Wunsch nicht auf das Aussehen oder die körperlichen Reize einer Frau reduziert zu werden. Schon die Historie lehrt uns, wie angesehen die Rolle der Frau im Islam tatsächlich ist. Es war der Prophet Mohammed, der vorislamische Verfahrensweisen, wie das Vergraben von Mädchen bei lebendigem Leib oder die Zwangsheirat abschaffte. Seine erste Frau besaß eine eigene Karawane und verwaltete ihr eigenes Vermögen. Weiterhin war er es, der das Erbrecht für Frauen einführte, während die westliche Welt noch im tiefsten Mittelalter steckte und die Frau faktisch nicht am öffentlichen Leben teilnahm. Diese Tradition der Selbstbestimmung wollen wir fortführen, wenn wir uns für das Kopftuch entscheiden, entgegen aller gesellschaftlichen Normen und Zwänge. Diese Entscheidung war es, die dazu führte, dass wir gelernt haben uns im Alltag immer wieder selbst zu behaupten. Durch das Kopftuch sind wir gereift, es hat uns stark gemacht. Wir wollen ernst genommen werden, frei nach dem Motto: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich es sein“. Das Kopftuch ist ein Zeichen innerer Überzeugung und stellt keinesfalls eine politische Botschaft dar. Wir brauchen kein Mitleid, wir wollen anerkannt und respektiert werden und ohne Nachteile an der Gesellschaft teilhaben. Wir wollen positiv mitgestalten, helfen und verändern. Wir wollen Mensch sein. Das ist unser Recht.
Naame El-Hassan
Linda Khadri
Linda Khadri