
Ende November empfingen junge Muslime von JUMA-Mannheim den Präsidenten der Landesärztekammer, Dr. Ulrich Clever, in den altehrwürdigen Räumen der Universität Mannheim.
Es war das erste Meet & Talk des Partizipationsprojekts JUMA im Raum Rhein-Neckar – und die Jugendlichen hatten sich dazu eines aktuellen Themas angenommen: Der Versorgung der Flüchtlinge. Dazu luden Sie Dr. Clever, der auch das Amt des Menschenrechtsbeauftragten der Bundes-ärztekammer bekleidet, zu einer persönlichen und intensiven Gesprächs-runde ein.
Eine JUMA-Diskussionsrunde, bei der 15 Gesprächsteilnehmer im persönlichen Austausch stehen, muss thematisch gut vorbereitet sein. Deshalb trafen sich die Teilnehmer bereits einige Tage vorher, um die Aktivitäten des Gastes und die Lage der Flüchtlinge, besonders aus dem Blickwinkel der medizinischen Versorgung, zu recherchieren. Sie entdeck-ten Lücken und Themen, die bisher im öffentlichen Versorgungsdreiklang von Obdach-Nahrung-Sprache kaum Gehör finden.
- Warum beispielsweise ist die psychische Behandlung traumatisierter Flüchtlinge noch immer abhängig von einer Spendenfinanzierung und nicht längst flächendeckend abgesichert?
- Warum werden Fortbildungen in der Behandlung traumatisierter Asylsuchender kaum genutzt, so dass große Bundesländer, wie Bayern und Baden-Württemberg Kurse sogar zusammenlegen müssen, um sie durchführen zu können?
- Und wenn die weiter eintreffenden Menschen nicht fachgerecht und menschlich aufgefangen werden – sind dann deutsche Institutionen an zukünftigen Konflikten nicht auch mitverantwortlich?
Das waren einige der Fragen, die sich die jungen Muslime stellten.
Dr. Clever nahm sich viel Zeit, die Fragen der Jugendlichen, die sich in der Hilfe für Flüchtlinge sowohl im medizinischen als auch im betreuerischen Bereich engagieren, zu beantworten.
Teilweise griff er dabei auf persönliche Erlebnisse von zerbombten Städten seiner Kindheit oder auf seine Erfahrungen als Jugendlicher im Friedens-dienst der Aktion Sühnezeichen zurück. Hier lernte er, dass das Leben nicht perfekt sei und man immer die Sympathien der anderen brauche. Eine Lehre, die wir in den langen Jahren des Friedens, die Deutschland erleben darf, nicht vergessen dürfen.

Es zeigte sich ein vielschichtiges Bild eines Präsidenten, der selbst oftmals an Behördenstrukturen zweifelt und dem Stellenwert des Menschen in der Versorgung gerne mehr Raum geben würde. Die faktische Verletzung der Schweigepflicht in der Zusammenarbeit mit Behörden und die fehlenden Dolmetscherstrukturen in der täglichen Behandlung betrachtet er mit großer Sorge, genauso wie die politischen Einschätzungen, Terror mit weiteren Bomben zu beantworten.
Wir danken Dr. Clever für seinen Besuch, bei dem er nach eigenen Worten nicht nur neue Impulse für seine eigene Arbeit mitnehmen konnte, sondern auch junge Muslime von einer ganz neuen Seite kennengelernt habe.
