Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat den Bundestag aufgefordert, ein Verbot von Burka und Nikab zügig zu verabschieden. „Es passt nicht in unsere Kultur, sich zu verbergen – und es widerspricht unserer Vorstellung von einer Gleichstellung der Frau. Das Gesetz sollte schnell vom Bundestag verabschiedet werden“, sagte Aigner im Interview mit der „Welt“.

Weiter meinte Aigner: „Als ich in den Iran gereist bin, habe ich die Gebote des Landes befolgt und ein Kopftuch getragen. Ebenso erwarte ich von Frauen aus dem arabischen Raum, dass sie hierzulande auf die Vollverschleierung verzichten.“

Wir haben die Jumas gefragt, was sie dazu sagen. Hier lesen sie einige Antworten an Frau Aigner:

Sehr geehrte Frau Aigner,
das Thema „Vollverschleierung“ wird leider größer gemacht als es eigentlich ist. Wenn man sich mal die Zahlen anschaut, wird man schnell sehen, dass nur sehr wenige muslimische Frauen in Deutschland die sog. „Burka“ tragen. An dieser Stelle bloße Symbolpolitik zu betreiben, in dem man ein Verbot durchsetzt, halte ich für kontraproduktiv. Es gibt zwar gewichtige Argumente für ein Verbot, trotz allem könnte der Schuss auch nach hinten losgehen, wenn durch solch ein Verbot rechtspopulistische und islamfeindliche Ressentiments bedient werden, die im schlimmsten Fall auch in einer Debatte über ein mögliches Kopftuchverbot kulminieren könnten. Hierbei würde man sich allerdings an der verfassungsrechtlichen Grenze/Schwelle befinden, da dies einen Eingriff in die Religionsfreiheit darstellen würde. Der Ertrag bei einem potenziellen Verbot wäre eher gering und die daran anschließenden möglichen Debatten besitzen Polarisationspotenzial.
Der Vergleich mit dem Iran ist  wenig angebracht. Seit wann ist denn der Iran ein Musterbeispiel für einen oder gar auch nur annähernd ein demokratischer Staat? Diesen (Gottes-)Staat als Maßstab für Deutschland heranzuziehen, halte ich für undifferenziert und stark vereinfacht.

Yunus Güllü

Mein Statement zu Frau Aigners Äußerung:
Ich frage mich echt, welches Land wir uns in Sachen Religionsfreiheit zum Vorbild nehmen?
Ist es Frankreich, das ein Burka Verbot ausgesprochen hat? Ist es dieses Land, in dem Schülerinnen, weil sie einen schwarzen langen Rock tragen vom Schulgelände verwiesen werden oder muslimischen Frauen auf Grund ihres Kopftuchs, der Eintritt in eine Zara-Filliale verboten wird?
Wenn das unser Verständnis von Religionsfreiheit ist und wenn wir statt Integration, Ghettoisierung wollen, dann bitte, nehmen wir uns Frankreich zum Vorbild!
Oder nehmen wir uns vielleicht England zum Vorbild?! Ich wünschte!

Shima Furat

Liebe Frau Aigner,
Integration in einer anderen Gesellschaft heißt nicht, seine eigenen Werte und Prinzipien verlieren, um die der anderen anzunehmen.
Die einheitlichen Werte und Normen eines Menschen sollten und sind menschliche Aspekte, die überall gelten.
Die einheitlichen Werte und Normen der Menschen sind zudem vereinbar mit dem Koran, Bibel, Thora etc., dazu zählen Akzeptanz und Toleranz. Anderweitige Normen und Prinzipien zu verbieten, sind ein falsches Verständnis der Akzeptanz. Der Islam und die Muslime verpflichten Sie, Frau Aigner, nicht dazu, in einem muslimischen Land und anderswo sich zu verschleiern. Das Gebot im Iran ist zudem nicht auf die Religion zurückzuführen, sondern auf die dubiose Politik des Landes. Ich sehe in ihrer Handlung ein großes Defizit, was das Verständnis der beiden Aspekte Toleranz und Akzeptanz betrifft.
Außerdem bin ich in Deutschland frei zu handeln und meine Religion auszuüben.
Zudem verstehe ich nicht, warum falsche Handlungen immerzu mit Gleichem vergolten werden müssen. Zu behaupten, einer Personen oder Gruppe Unrecht tun zu müssen, weil Ihnen Unrecht getan wurde, ist fatal.
Unrecht wird mit Recht vergolten.
Hochachtungsvoll

Isra Mohamed