Junge Menschen interessieren sich nur für Musik, Klamotten und die nächsten Ferien? Weit gefehlt!  In der JUMA  Zukunftswerkstatt im Juni 2015 sammelten junge Muslime aus dem Raum Mannheim eine Vielzahl an gesellschaftlichen Themen, die sie gerne diskutieren wollten.

Ein Wunschthema, das dabei als besonders wichtig herausgearbeitet werden konnte, war der Umgang mit unserer Umwelt: sowohl im Sinne des Tier- als auch Umweltschutzes.

Sind Muslime Tierschützer? Eine Diskussionsrunde mit Dr. Haferbeck von der Tierrechtsorganisation PeTA e.V.

Nun hieß es, einen geeigneten Gesprächspartner zu finden – und wir wandten uns an die Tierrechtsorganisation PeTA Deutschland e.V. mit Sitz in Stuttgart. Bereits nach wenigen Wochen hatten wir die Zusage, dass Herr Dr. Haferbeck gerne zu einem JUMA Meet & Talk zum Thema „Sind Muslime Tierschützer?“ kommen wolle.  Als wir mit den Recherchearbeiten begannen, wurde uns doch etwas mulmig:  Als Leiter der Rechtsabteilung, überzeugter Veganer und gestandener Politiker, würde er sicherlich ein harter Diskussionspartner werden. Konnten wir ihn überzeugen, dass Muslimen die Rechte der Tiere ebenso am Herzen liegen – trotz unterschiedlicher Ansichten zum Thema Schächten und Fleischkonsum? Also bereiteten wir uns akribisch vor und suchten nach Gemeinsamkeiten, aber auch nach unterschiedlichen Positionen.

Direkt nach den Weihnachtsferien war es soweit: Das Eis war gebrochen, als sich Dr. Haferbeck gleich als Edmund vorstellte und der Abend ging ebenso überraschend weiter, wie er begonnen hatte: denn das erste, was Dr. Haferbeck auspackte und auf seinen Tisch legte, war eine deutsche Übersetzung des Korans.

Er war offensichtlich gut vorbereitet – nun sollte sich zeigen, ob wir es auch waren.

Was sagt der Koran über Tierschutz im Islam?

„Man bezeichnet mich gerne als den Mann fürs Grobe“, so eröffnete Dr Haferbeck die Gesprächsrunde. Er scheue als Nicht-Jurist keinen Rechtsstreit und lege sich auch mit den Großen jeder Branche an, wenn es um Tierrechte ginge – wenn es sein müsse auch gerne undercover.  Sein persönlich prägendstes Erlebnis stamme noch aus seiner Studienzeit, als er in den 80er Jahren mit anderen Aktivisten eine Tierbefreiungsaktionen in Heidelberg durchführte – mehrere Katzen und Hunde rettete er  damals vor weiteren Tierversuchen – und setzte damit fast seine Doktorarbeit aufs Spiel.Er flog mit uns erzählerisch nochmal nach Dubai um über australische Schaftransporte mit der politischen Führung der Vereinigten Arabischen Emirate zu verhandeln und wir erfuhren, dass er ein knallharter Verteidiger auf dem Fußballfeld war, der gerne auch mal grätschte, um einen Gegner zu stoppen.

Der Prophet Mohammed (s) forderte die Muslime auf, Tiere gut zu behandeln und vor Gewalt zu schützen

Beispiele, die uns in Sachen Tierschutz zu brisanten Fragen führten, wie „Heiligt der Zweck die Mittel? “ oder „Darf Gewalt eine Lösung sein?“, „Betreiben Sie nicht gesetzliche Rosinenpickerei?“ und „Bewegt sich überzeugter Tierschutz oder Veganismus nicht auch auf einer fast religiösen Ebene?“. Wir lernten im Gegenzug die Bedeutung von „höherrangigem Recht“, und Begriffe wie „Tiermaterial“ und „Veganpaletten“.

Ähnlich wie der Abend ließe sich noch seitenweise über die Fragen diskutieren, ob der Mensch mehr Wert sei, weil er einen zivilisatorischen Überbau habe und ob man diesen mit Termiten vergleichen dürfe. Oder über die Frage, ob man sich Tierrechten erst dann widmen dürfe, wenn viele der dringenderen Probleme in der Welt gelöst seien.

Ähnlich wie der Abend ließe sich noch seitenweise über die Fragen diskutieren, ob der Mensch mehr Wert sei, weil er einen zivilisatorischen Überbau habe und ob man diesen mit Termiten vergleichen dürfe. Oder über die Frage, ob man sich Tierrechten erst dann widmen dürfe, wenn viele der dringenderen Probleme in der Welt gelöst seien.

Vielleicht hören ja mehr Leute zu, wenn es dabei um Tiere geht.

Auch in den aktuellen politischen Fragen um Krieg, Rassismus und Flüchtlingskrise könnte man JUMA Mannheim diese Frage stellen: “Gibt es denn nicht wichtigere Probleme als Tierschutz?” – und wir denken:

Genau jetzt –  während all die Drohszenarien von Terrorismus und Krieg uns täglich erreichen –  setzen wir eine Gegenbewegung in Gang: Der Islam verbietet Gewalt – gegen alle Geschöpfe.

 

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