
Die Sport- und Gesundheitskampagne der Jumanastics in Stuttgart startete mit einer kleinen Sensation: erstmals standen Pfarrer, Imame und Rabbiner gemeinsam auf dem Fußballplatz und spielten für den Frieden. Gerade in Zeiten, in denen sich nach den Anschlägen in Brüssel, Ankara und Lahore, Religionen unversöhnlich einander gegenüber zu stehen scheinen, beweisen die Schwaben und Badener, dass es auch anders geht. Sie reisten bis zu 150km an, um zu zeigen, dass Imame und Pfarrer in Baden-Württemberg ein Team bilden. Kaum streiften sie sich die blauen bzw. roten Jumanastic-Trikots über, stellten sie sich kameradschaftlich mit Handschlag und lachend einander vor: “Das ist der Benedikt” “Ich bin Muhamet”. So schnell wurde man zu einer Mannschaft und auf den ersten Blick waren sie schon nicht mehr voneinander zu unterscheiden: Wer war Christ? Wer Muslim?
Vor dem Anpfiff begrüßte der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW), Muhittin Soylu, die Anwesenden. Mit wenigen Worten löste er die vermeintliche Diskrepanz auf zwischen Islam und Sport, die sich vielerorts im Schulsport darstelle. Mit dem Bezug auf den Propheten Mohammed (s), der die Muslime ermutigte, ihren Kindern Bogenschießen, Reiten und Schwimmen beizubringen – und mit ihren Kindern zu spielen, zeigte Muhittin Soylu, dass der Sport zum Islam dazu gehöre. Er sehe die Jumanastics, als Ermutigung zum Sporttreiben, zur gesunden Betätigung, zum Austausch und zur Information. Er beobachtete außerdem mit großer Freude, dass “heute alle abrahamitischen Religionen zusammen auf dem Feld stehen” und wünschte ihnen Fair Play
Das Spiel begann kurz nach 15h. Bereits nach der 2. Spielminute ging Team Schwaben in den roten Trikots in Führung und baute diese bis zum Ende der ersten Halbzeit auf 4:1 aus. Doch das badische Imam-Pfarrer-Team ließ sich nicht entmutigen. Die Pause hatte ihnen neuen Auftrieb gegeben. Sie holten schnell auf und konnten das Spiel verdient mit einem Gleichstand von 5.5 beenden.Der jüdische Schiedsrichter Nehanel Wurmser musste selten einschreiten und begleitete die faire Partie im schwarzen Jumanastic-Trikot und Kippa.
Das Publikum genoß währenddessen das Spiel auf den sonnigen Stufen des VfL-Sportparks, begleitete das Fußballspiel am Sportradar mit eigenen Torschüssen und stärkte sich am reichhaltigen Buffet.
Fairplay und Frieden: diese beiden Merkmale bestimmten die Veranstaltung. Denn trotz Fanfaren und Preisverleihung gab es auch ruhige Minuten an diesem Tag. Vor dem Anpfiff gedachten alle Anwesenden den Opfern des Terrors in einer Gedenkminute. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Friedensgebet: Stadtdekan Sören Schwesig und Imam Ali Akkaya betonten in ihren Gebeten die gemeinsame Verantwortung für den Frieden und die verbindenden Werte der Menschlichkeit über alle Religionen hinweg. Der Landesrabbiner Nehanel Wurmser schloss mit Worten aus der Thora und gab erfreut zum Ausdruck, dass man auch in einer säkularen Welt von einem Sportplatz aus, Gebete zum Himmel senden könne. So sei der Tag für ihn ein einmaliger Moment für Stuttgart.