Am 18. Januar hatten die Heilbronner JUMAner*innen das Vergnügen im Rahmen eines Meet & Talks den Datteltäter Younes näher kennen zu lernen. Dazu hatten wir in einem Vortreffen, Themengebiete und Fragen zu den Datteltätern, Satire, Youtube als Medienphänomen, Empowerment, Diskriminierung und Younes selbst recherchiert.

Wir hatten damals „Null-Ahnung“ von Youtube!

Unsere ersten Fragen kreisten natürlich um „Die Datteltäter“: Wie kam es zu dem Namen und zur Entstehung eines satirischen YouTube Kanals? Die Wortschöpfung „Die Datteltäter“ soll von einem Freund im Spaß genannt worden sein. Datteln, die bei Muslimen für Gemeinschaft, das Teilen im Fastenmonat und die Gelegenheit für Gespräche stehen. Und Täter, ein Begriff, der Muslimen viel zu oft zugeordnet wird. Somit dachten sie sich: „das nehmen wir einfach“ aber füllen den Begriff mit einer unerwarteten Wendung, mit Satire Videos. Es war ihnen wichtig, etwas Neues auszuprobieren. Die Inspiration zur Gründung eines Kanals kam 2014/15 mit dem Aufkommen der Pegida-Bewegung. In einem Interview von Panorama, in dem Sympathisanten zu Wort kamen. Damals war das für die Datteltäter echte Realsatire, in dem ziemlich „wirres Zeug“ geredet wurde, die mit der Angst vor Muslimen begründet wurde. Aber wieso? Younes Antwort: sie kennen keine Muslime – es besteht kein Kontakt. Aus Spaß spielten sie die Szenen einfach mal durch und es entstanden zwei Videos, die auf facebook sehr gut ankamen. Das damalige Team, Younes, Marcel und Fiete, hatte damals noch „Null-Ahnung“ von der YouTube Welt.

In unserem Writer’s Room bearbeiten wir die Ideen

Zur Entstehung der Videos meinte Younes, dass sie früher die Inhalte ihrer Videos improvisiert hätten, seit dem sie bei FUNK sind, müssten sie Skripte abgeben. Spätestens da fing es an professioneller zu werden. Einmal im Monat gibt es bei den Datteltätern jetzt eine Redaktionssitzung, in der im besten Fall jeder einen Pitch hat, um eine Idee vorzubringen. Es besteht sogar ein Writer‘s Room, in dem alle Ideen bearbeitet werden.

Da wird einem schnell klar, warum sie die muslimische Zielgruppe nicht erreichen

Ministerien, öffentliche Medien und deren Vertreter*innen zeigten positive Reaktion, Wir sind die Einzigen, die die größte Reichweite in Deutschland haben, wenn es um die muslimische Zielgruppe geht. „Da denken sich viele – ah nice, dann lass uns doch mal mit denen zusammenarbeiten.“ Und dann wird das Team mit ganz wirren Vorstellungen konfrontiert, bei denen schnell klar wird, warum sie die sie die muslimische Zielgruppe nicht erreichen. Dass Muslime die Inhalte selbst produzieren und im Entwicklungsprozess eingebunden sind, ist ein Weg zum Erfolg. Sie kennen ihre Community einfach besser.

Hijabis zu empowern… empfanden wir als extrem wichtig

„Welche Rolle spielt Feminismus“, wollten wir noch wissen. Wenn es um die Selbstbestimmung der Frau geht, dann ist das Thema bei den Datteltätern sehr wichtig. “Wir hatten uns damals bewusst für Hijabis entschieden, weil diese häufiger in den Medien diskutiert wurden. Ihnen eine Stimme zu geben, sie zu empowern, empfanden wir für extrem wichtig – auch für andere junge Frauen mit Kopftuch, die sich an dieser Person orientieren konnten.“

Lass mal den Hass – die werden immer da sein. Zieh Dein Ding durch!

Auf die Frage, ob Muslime in den Medien unterrepräsentiert sind antwortete Younes: „definitiv, daher ist YouTube eine gute Plattform, um damit anzufangen, da muss kein Sender erst auf dich zukommen, sondern du machst dein eigenes Ding…Die Community macht dich relevant. Das heißt, wir müssen nicht mehr darauf warten, dass das Fernsehen uns bemerkt. Mach einfach dein eigenes Ding. Wenn du Talent hast, und es konsequent verfolgst und die Leidenschaft dahinter steckt dann bist du ausschlaggebend für deinen Erfolg. … Viele Muslime lassen sich auch schnell entmutigen, wenn sie sehen, was da für ein Gegenwind kommt. Das ist ja verständlich“, meint Younes, „ damit müsse man erst einmal klar kommen. Lass mal den Hass – die werden immer da sein. Zieh dein Ding durch.“

Das habe ich in meiner Jugend vermisst

Wie nachhaltig sind die Datteltäter eigentlich? Die Videos haben schon etwas geschaffen, dass es so nicht gab. Das Team erhält oft Feedback von Schulen, Pädagogen oder Akademien, dass ihre Videos genutzt werden. Darin steckt eine gewisse Nachhaltigkeit. Jungen Muslimen wird gezeigt, wie man auch auf einer coolen Art und Weise selbstverständlich als Muslim durch dieses Land laufen kann. Bei „Rolemodels“ ginge es um Orientierung und Identifikation. Etwas, das Younes in seiner Jugendzeit vermisst habe.

Meine Mutter hat keine Ahnung

Als wir wissen wollten, wie die Familien mit ihrer Präsenz in den Medien umgehen meinte Younes tatsächlich, dass seine Mutter gar keine Ahnung davon habe, welche Reichweite der Datteltäter-Kanal erziele. Aber generell sei den Familien schon bewusst, dass ihre Kinder Erfolg damit hätten.

Weitere Informationen und das Interview von ilevel zum Thema „Die Datteltäter – die Kunst des Satirevideos“ in der ilevel-Broschüre zum Download unter www.jugendarbeit-staerken.de/heilbronn/ilevel