Für junge Muslime ist die Vielzahl der muslimischen Verbände nicht nur verwirrend, sie ist auch kaum nachzuvollziehen. Es ist klar, dass es Politik und Verwaltungen mit einem einzigen Ansprechpartner von Muslimen sehr viel einfacher hätten. Doch welche unterschiedlichen muslimischen Gemeinden und Initiativen gibt es überhaupt in Deutschland und wie stehen sie zueinander? Diese Fragen behandelten die Teilnehmer der AG Innerislamischer Dialog. 

Kennenlernen
Die JUMA-Gruppe „Innerislamischer Dialog“ beschäftigte sich mit den verschiedenen Strömungen des Islam. Dabei lud sie auch Vertreter verschiedener Verbände und Richtungen ein und konfrontierte sie mit ihren Fragen zum innerislamischen Dialog: Warum arbeiten die Einen nicht mit den Anderen zusammen? Welche Pläne gibt es für zukünftige Kooperationen?

In der Umsetzungsphase sollten dann wirklich Schritte unternommen werden, der innerislamischen Verständigung zumindest in Berlin und vielleicht sogar in Deutschland einen Schub zu geben. Der Jugend darf dabei erlaubt sein, wenn sie ein wenig Druck macht. Schließlich gehört ihr die Zukunft.

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Fastenbrechen: Im Ramadan beteiligte sich die Gruppe am jährlichen Iftar, der andere Jugendliche aus möglichst allen Berliner Moscheen zum großen Kennenlernen einlud.

Gesprächsrunden: Kein geringer Teil der Gäste waren Muslime wie Imame, Hodschas, aber auch Vorsitzende und Sprecher von Moscheen und muslimischen Organisationen. Neben Journalisten und Wissenschaftler, die sich mit der Thematik auseinandersetzen, haben auch Innenpolitiker und Integrationsbeauftragte die Jugendlichen getroffen.

Zwischen 2010 und 2014 war Sawsan Chebli Grundsatzreferentin im Stab der Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Berlin. Hier arbeitete sie eng mit dem jeweiligen Senatoren für Inneres und Sport, Herrn Ehrhart Körting und später Frank Henkel, zu den Themen Islam, interreligiöser Dialog und Integration zusammen. Sawsan Chebli hat das JUMA-Projekt entwickelt. Für die Senatsverwaltung für Inneres und Sport steuerte sie gemeinsam mit der RAA das Projekt.

Sawsan Chebli hat von 2003-2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Büroleiterin im Deutschen Bundestag gearbeitet. Sie war in zahlreichen außenpolitischen Denkfabriken aktiv. Seit 2007 ist sie Mitglied des Körber Netzwerkes Außenpolitik der Körber Stiftung und war 2009 „Young Leader“ bei der Münchener Sicherheitskonferenz. Sawsan ist zudem Mitgründerin der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft, einer Gesellschaft zur Förderung des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Dialogs zwischen der Arabischen Welt und Deutschland. Sie ist Mitinitiatorin der JUNGEN DGAP, einer Plattform für junge Außenpolitiker. Von 2001 bis 2003 hat Sawsan an der Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients an der Freien Universität gearbeitet. Sie ist Diplompolitologin mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen / Naher und Mittlerer Osten und im Januar 2014 als erste Muslimin von Außenminister Frank-Walter Steinmeier als Vize-Sprecherin ins Auswärtige Amt berufen worden.

Mein Traum ist, dass jeder in diesem Land beurteilt wird nach dem, was er kann, nicht nach seinem Hintergrund. Dass junge Menschen eine Chance bekommen, zu zeigen, dass sie was können. Mein Traum ist, dass wir offen sind für Vielfalt und in ihr eine Bereicherung sehen, die unser Land voranbringt, und keine Last, die uns arm macht.
Und ich träume davon, dass wir als Muslime es schaffen, ein anderes Bild des Islams zu zeigen. Der Islam ist eine wunderschöne Religion. Was daraus gemacht wird, ist oft so hässlich. Jeder Muslim sollte sich als verantwortungsvolles Geschöpf Gottes verhalten. Wenn er das tut, kann er eigentlich nur Schönheit zeigen.

Quelle: ZEIT-Interview 29.5.2012

Der Moderator Hakan Tosuner ist als Sohn türkischstämmiger Eltern in Rüsselsheim aufgewachsen. Über viele Jahre war er in der muslimischen Jugendarbeit auf den unterschiedlichsten Ebenen tätig: in Rüsselsheim, Berlin und sogar auf europäischer Ebene in Brüssel. An der Goethe-Universität in Frankfurt am Main studierte er Politikwissenschaften. Nach der Uni arbeitete er bei der Fulbright Kommission, wo er u.a. für das Diversity Programm zuständig war, und forschte als Wissenschaftler in dem Projekt “The semantics of tolerance and (anti-)racism in Europe” der Viadrina-Universität Frankfurt an der Oder beschäftigt. Zurzeit ist er Geschäftsführer des ersten muslimischen Studienwerks Avicenna. Hakan ist außerdem Religious-Diversity-Trainer. 

“Zerstrittenheit ist out, Verständigung ist in”

Am Montag, 6. Mai 2011, war der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek besuchte die JUMA-Gruppe “Innerislamischer Dialog”.

In dem Gespräch wollten die Jugendlichen wissen, wie die Arbeit als Vorsitzender eines der größten muslimischen Verbände der Bundesrepublik ist. Welche Aufgaben hat Aiman Mazyek? Gemeinsam mit den Teilnehmern diskutierte Mazyek über die Hürden und Möglichkeiten der stärkeren Zusammenarbeit der verschiedenen muslimischen Gruppen in Deutschland.

Was gut ankam bei den JUMA-Jugendlichen: Der Vorsitzende des Zentralsrats kündigte an, dass sein Verband sich mehr auf die Arbeit für Jugendliche konzentrieren möchte. Herr Mazyek, wir werden auf Sie zurückkommen!