JUMA MEETS …
- ... Norbert Lammert
- ... Ibrahim Kalin
- ... Navid Kermani
- ... Mirza Odabasi
- ... Hamed Abdel Samad
- ... westafrikanische Imame
- ... den OTTO Konzern
Am 10. Mai 2012 traf JUMA den Präsidenten des Deutschen Bundestags, Dr. Norbert Lammert, im Islamischen Kulturzentrum der Bosniaken in Berlin-Kreuzberg. In dem Gespräch ging es vor allem um die institutionelle Anerkennung von Muslimen, die gesellschaftliche Akzeptanz und die Diskriminierung von Muslimen. Wir fragten Herrn Lammert, welchen Beitrag die Politik leisten müsste, um Diskrimierung abzubauen und Anerkennung zu fördern. Schließlich wurde vereinbart, die zahlreichen und sehr spezifischen Fragen der Teilnehmer/innen in einem weiteren Gespräch zu vertiefen. Außerdem haben wir Herrn Lammert herzlich eingeladen, an unserem geplanten interreligiösen Poetry-Slam teilzunehmen. Er denkt darüber nach.
Hier ein Bericht der Teilnehmerin Faten el-Dabbas über das Treffen:
„Am 10. Mai 2012 folgte Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert unserer Einladung auf ein Treffen im Islamischen Kulturzentrum der Bosniaken in Kreuzberg. „Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, kann nur von Ihnen beantwortet werden“, so Herr Lammert.
Endlich. Wir atmen auf. Nach mehr als einer Stunde Verspätung betritt der wichtigste Mann des deutschen Parlaments, zur Abwechslung nicht seinen Arbeitsplatz, sondern einen gänzlich anderen Raum für einen politischen Diskurs: Der Anlass? Ein Gespräch mit JUMA!
Zur Verwunderung des Bundespräsidenten beginnt das Gespräch gleich mit dem Kern: Der rechtlichen Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft. Lammert sieht generell keine verfassungs-rechtlichen Hürden. Wer aber vertritt institutionell den Islam als Religion? Erneut hören wir den gängigen Einwurf nach mangelnder Repräsentanz und fehlenden Ansprechpartnern.
Aber genau diese institutionelle Verankerung von Religionsgemeinschaften hält Lammert für ebenso wichtig wie wir, da sich aus seiner Sicht eine Gesellschaft vor allem auch durch „Kultur, Überzeugungen und Religion“ definiert. Der Frage nach einer Anpassung des Staatskirchenrechts von 1919 an ein modernes Religionsverfassungsrecht, begegnet der Bundestagspräsident lediglich mit dem Hinweis, dass jedes Gesetz mit Ausnahme der Verfassung änderbar sei – vorausgesetzt, dass es die notwendigen Mehrheiten erhält.
Aber schauen wir uns die gesellschaftlichen Entwicklungen an, so erleben wir einen islamophoben Trend. Wer dafür verantwortlich ist wollen wir wissen: „Objektiv hat der Staat in seiner Funktion versagt. Aber wer hätte diese NSU-Mordfälle erwartet?“. Das Thema sei hochpolitisch, dennoch sei die Politik „nicht allzuständig“, erklärt Lammert.
Und wie steht der Bundespräsident zur berühmten Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehört? Im Gegensatz zu unserem Ex-Bundespräsidenten Wulff, richtet der Bundestagspräsident die Frage an uns: „Diese Frage können nur Sie beantworten.“ Damit tritt Lammert nicht in die Fußstapfen unseres ehemaligen Staatsoberhaupts, sondern macht es sich mit der Aussage leicht. Eindeutigere Positionierungen hätten wir uns auch an anderen Stellen mehr gewünscht. Wenn er sagt: „Der Islam in der heutigen Zeit gehört – wenn auch nicht in gleicherweise wie das Christentum oder das Judentum – aber in ähnlicherweise zur deutschen Gesellschaft“, fragen wir uns, ob wir Licht am Ende des Tunnels sehen sollen oder weiterhin Dunkelheit.
Eins wäre wünschenswert. Ein erneutes Gespräch, bei dem einige Punkte vertieft werden. Vielleicht das nächste Mal im Bundestag.“
Medienecho: Und hier ein Artikel in der Berliner Morgenpost über das Treffen.
Ins Gästebuch der Bosnischen Moschee schrieb Norbert Lammert:

Ende Oktober 2011  traf JUMA Ibrahim Kalin, einen der wichtigsten Berater des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. Anbei einige Kommentare der Teilnehmer:
„… vielen Dank für das Treffen auch von meiner Seite. Es war bereichernd und interessant, ich habe nun sicherlich einige bessere Vorstellungen und Position zu Themen, die vor allem die türkische Innen- oder Außenpolitik betreffen… wirklich eine unglaubliche Gelegenheit, solch einen einflussreichen, grundsympathischen und gläubigen Muslim zu treffen! Und auch sehr nett von ihm, sich so viel Zeit für uns zu nehmen.“
„…zunächst einmal möchte ich mich für die Organisation bedanken. Ich habe das Treffen wirklich genossen und als sehr gelungen empfunden, zumal Ibrahim Kalin eine bewundernswerte und inspirierende Persönlichkeit ist, von dessen Wissen man sich nicht zu genüge bereichern kann.“
„Ich fand ihn persönlich sehr gut. Er ist ein Mann der weisen Worte und man merkt, wieso er mit 40 Jahren eine so hohe Position bekleidet.“
„Das Treffen mit Herrn Kalin war sehr gut. Ich war sehr zufrieden. Er war ein sehr nette und lockerer Typ und hat Spaß gemacht, ihm zu zuhören. Die Fragen, die wir gestellt haben, waren präzise beantwortet worden, aber auf einer Art und Weise, dass man alles gut verstanden hat und nicht irgend ein ‚Müll‘ gelabert, was wir nicht gefragt haben.“
„…abgesehen davon, dass Ibrahim Kalin eine sehr offene, nette und weiterbringende Art hatte, fand ich auch die Gruppe ganz angenehm.“
„…lobenswert waren (…) die einen oder anderen resoluten Antworten, die er von sich gegeben hat. es war unmöglich, nicht zu bermeken, dass dieser Mann weiß, wovon er spricht. „
Am 29. September 2011 haben wir den Schriftsteller Navid Kermani getroffen. Mit ihm diskutierten wir über das Thema: Glauben, Werte, Macht – warum engagieren sich junge Muslime für die Gesellschaft? Verdienen bestimmte Motive besonderen Respekt? Gibt es Gründe, die nicht unterstützt werden sollten.
Der deutsch-iranische Autor Navid Kermani gehört zu den bedeutendsten Intelektuellen der Gegenwart. Er schreibt auch für verschiedene Zeitungen, gewann mehrere Preise (z.B. Hessischer Kulturpreis) und war Mitglied der ersten Islamkonferenz des Bundesinnenministers.
Bericht einer Teilnehmerin:
Am 30.09.2011 war JUMA  bei einer Diskussionsrunde mit dem deutsch-iranischen Autor Navid Kermani im Haus der Kulturen der Welt.
Herr Kermani studierte Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaften u.a. ein Jahr lang in Kairo. Er schrieb verschiedene literarische Werke und er war Teilnehmer der ersten Islamkonferenz. Neben Romanen und Reiseberichten schrieb Kermani „Gott ist schön“ und „Wer ist Wir?“.
Themen dieser einstündigen Diskussion waren:  Werte, Glaube, Macht – was motiviert Euch zur gesellschaftlichen Partizipation? Verdienen bestimmte Motive mehr Respekt? Gibt es vielleicht sogar verwerfliche Gründe für Engagement? Doch am Anfang stellten wir JUMA vor. Herr Kermani ist mit der heutigen Situation zufrieden, wenn es darum geht, dass Bürger mit Migrationshintergrund oder Bürger aus unterschiedlichen Religionsgemeinschaften  sich ehrenamtlich engagieren können.
Doch die Frage ist, warum tut man das? Um in der Gesellschaft besser erkannt zu werden? Oder Macht zu bekommen? Jilali eine Jumamitgleid antwortete in dieser Diskussion: „Ich habe Spaß daran, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Ich erwarte von den Menschen kein Geschenk. Ein Dankeschön macht mich schon sehr glücklich.“              Nach Navid Kermani ist einer der höchsten Motive, Gutes zu tun, die Nächstenliebe: „Ich habe größten Respekt vor demjeningen, der Sachen aus Nächstenliebe tut.“
Wenn wir uns in der Gesellschaft einsetzen und unseren Mitmenschen helfen, so zeigen wir eine starke Seite unseres Charakters,. Diese Aufgabe ist nicht mal schwer.Wir könnten älteren Leuten auf der Straße helfen oder in der U-Bahn mal einer Frau mit einem Kinderwagen die Treppe runterhelfen. „Es ist die Loyalität gegenüber der Relgion“, sagt Herr Kermani. Eine gewisse Aufgabe, die man im Alltag ganz einfach ausüben kann. Wir sind nicht nur Muslime, wir sind vielfältig. Einer von uns ist Fussballspieler der andere Poet oder die andere Politikerin.
Wir junge Muslime tun das auch, um unsere Rechte zu erkämpfen und das nicht mit Waffen, sondern durch die Eroberung der Herzen mit Liebe. Der Islam spricht von Liebe und diese Liebe sollten wir zeigen. Manch einer von uns muss sich manchmal verteidigen, weil er aufgrund seines Aussehens in Verbindung gebracht wird mit terroristischen Gruppen. So ist es ein Problem, seine Relgion öffentlich zu praktizieren, weil man sich schämt oder weil man nicht erkannt werden will und somit nicht in Konfrontationen kommen möchte. Aber seit wann ist es denn so? Wieso fürchten sich die Menschen so sehr vor anderen? Von Fremden?
Jeder Muslim sollte offen sein gegenüber Fragen. Er sollte auch mal einen Menschen direkt ansprechen, wenn er komische Blicke wahrnimmt. Verständnis ist von unserer Seite immer da. Mit Dialogen kommt jeder Mensch weiter. Die Menschen sollten sich untereinander auch lehren. Vielleicht bilden sich einige Muslime das auch nur ein, dass sie von der Gesellschaft nicht aufgenommen werden. Auch wenn das so wäre. Jeder einzelne von uns, egal ob ausgestoßen oder nicht, hat die Möglichkeit, sich trotzdem in der Gesellschaft zu bewegen. Ich denke, sobald jeder mit Liebe vorangeht und den Menschen zeigt, dass er überhaupt nicht so ist, wie manche Medien das in den letzten zehn  Jahren gezeigt haben, kann er schon Herzen bewegen und die Menschen zum Nachdenken bringen.
Aber eins dürft ihr auch nicht vergessen: Guckt Euch Eure Fehler an. Erkennt Eure Identität, seid kritisch Euch selbst gegenüber, denn so sehen die Menschen, dass Ihr auch nach Verbesserungen sucht.
Wir hatten gestern die große Freude den Künstler Mirza Odabasi kennenlernen und uns mit ihm über Identität, Emotionen, Zwischen-den-Stühlen-sitze
Am 13.01.2012 trafen sich die JUMA-Teilnehmer zu einem Gespräch mit dem Schriftsteller und Journalisten Hamed Abdel Samad, der vor allem für seine islamkritischen Positionen bekannt ist. In der Diskussion gelang es trotz aller Kontroversen, die Positionen des Anderen anzuerkennen und auch immer wieder Gemeinsamkeiten zu entdecken. Hamed Abdel-Samad zeigte sich beeindruckt von dem Engagement und Diskussionsfähigkeit der JUMA Teilnehmerinnen und Teilnehmer und bekräftigte sie ausdrücklich darin, sich weiter mit ihren Positionen und Überzeugungen in die öffentlichen Debatten um den Islam in Deutschland einzubringen. Ein ausführlicheres Protokoll und weitere Bilder des Gesprächs folgen in Kürze. Hier ein Bericht der Teilnehmerin Kübra:
Eine aufwühlende Diskussion- JUMA meets Hamed Abdel-Samed
An einem Freitagabend trafen sich die JUMAs mit Hamed Abdel-Samed in der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft, um gemeinsam über aktuelle Sachverhalte und jeweilige Standpunkte zu diskutieren. Das Themenspektrum war an diesem Abend sehr weit gefasst und bot auch viel Raum für kontroverse Themen. Man tauschte sich über Identitätsfragen und über Glauben und Spiritualität aus. Dabei kamen zwar die Unterschiedlichkeiten zwischen den JUMAs und Abdel-Samed ans Licht, aber auch ähnliche Ansichten konnte man ausfindig machen. Vor allem bei der Art und Weise wie Religionen als Katalysator für Dialoge und ein harmonisches Zusammenleben  dienen könnten, konnten wir uns nicht wirklich einigen. Eine Meinung vertraten aber alle: Es muss Raum für Religionsfreiheit geschaffen werden.
Auch das Thema der aktuellen „Islamdebatte“ warf Kontroversen auf, da man die Wirkung von islamkritischen bis zu islamfeindlichen Äußerungen dem realen Bild von Muslimen gegenüber stellte. Der Autor und Politikwissenschaftler betonte hierbei besonders die Veränderung, die durch Kritik herbeigeführt werden kann und das Recht auf Meinungsfreiheit. Viele JUMAs waren aber auch der Meinung, dass Autoren und Medien eine Verantwortung haben, objektiv zu berichten und nicht Vorurteile zu reproduzieren oder sie gar zu konstruieren. „Solche unreflektierten Äußerungen wirken sich auf die Meinung der Mehrheitsgesellschaft aus und man muss stets auch die Konsequenzen bedenken“, so ein JUMA-Teilnehmer.  Dennoch betonte der Autor, dass man nicht eine klassische Opfer-Täter Rolle zwischen den Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft schaffen sollte und dass gerade Muslime selbstbewusst auftreten sollen. Für ihn ist ein Appell nach Besserung nicht genügend, solange man nicht aus der defensiven Haltung herauskommt.
Auf genauso viel Interesse stieß das Thema der arabischen Revolution und der islamischen Geschichte, wobei die JUMAs hier die Möglichkeit hatten sich mit jemandem auszutauschen, der den arabischen Frühling vor Ort begutachten konnte.
Die JUMAs hatten an diesem Abend die Gelegenheit mit Hamed Abdel-Samed über seine Positionen zu diskutieren und ihre eigenen Ansichten darzulegen. Im Laufe des Abends haben sich so viele interessante Aspekte entwickelt, dass die Teilnehmer gar nicht mehr daran dachten sich zu verabschieden. Auch wenn man letzten Endes nicht die Lösung aller Fragen herausfinden konnte, stellte sich das Gespräch als eines der interessantesten Treffen im Rahmen des JUMA-Projekts heraus, was viele Teilnehmer gerne wiederholen würden.
Bericht des JUMA-Teilnehmers Yunus-Emre
Am Dienstag den 4. Dezember hatten wir die Ehre neun Geistliche aus Westafrika zu treffen. Die Imame stammen aus unterschiedlichen westafrikanischen Ländern wie Benin, Burkina Faso, Guinea, Mali und Senegal. Eingeladen waren sie vom Goethe-Institut und ein Ziel ihrer Reise ist gewesen sich mit Muslimen in Europa auszutauschen.Viele von Ihnen waren zum ersten Mal in Deutschland.
Nachdem wir uns auf traditionelle Art mit gegenseitigem Händeküssen und Umarmen begrüßten, setzen wir uns an den Tisch, welcher gedeckt war mit unterschiedlichen orientalischen Spezialitäten. Sie zeigten sehr starkes Interesse für das Leben junger Muslime in Berlin und ob das Kopftuch oder der muslimische Name ein Hürde im Leben seien. Darüber hinaus waren sie sehr interessiert in die Beziehungen zwischen unterschiedlichen islamischen Strömungen in Berlin. „Wir haben 140 Sufi-Orden und Gemeinden in Mali sei es die Qadiriyya, die Naqshibandiya, die Tijaniyya und viele mehr, die sich regemäßig innerhalb eines islamischen Rates treffen und gemeinsam um die Probleme des Landes kümmern. Habt ihr denn sowas auch in Deutschland?“ Fragte der Imam der Tijaniyya Bruderschaft Mahmoud Abdou Zouber, der Vorsitzender des islamischen Rates in Mali ist. Mehr über den innerislamischen Dialog wollte auch der Imam El Hadj Adama Sadanké Vorsitzender des Verbandes der islamischen Vereine Burkina Fasos wissen. Nachdem wir von sowohl positiver Zusammenarbeit, aber auch über negative Erfahrungen sprachen, sagte Imam Yessoufou Issa Boukari Tijaniyya Shaykh und Vorsitzender der Islamischen Union Benins: „Auch wenn es viele Unterschiede zwischen den Gemeinden gibt, muss man auf einen gemeinsammen Nenner kommen für ein freundliches Klima.“
Dennoch gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Westafrika und Berlin, der mir klar wurde nachdem der Imam und Abgeordnete El Hadj Mansor Sy aus Senegal sagte: „Die Salafisten haben in unseren Ländern nichts zumelden, denn wenn jemand eine Frage hat, stellt er sie in einem Sufi-Orden, wo der klassische Islam gelehrt wird.“ Er riet uns das Buch „Wahhabi Islam“ von Natana J. DeLong-Bas zu lesen um mehr über andere Strömungen zu lernen, die in Europa vertreten sind.
Beeindruckend war es, dass sie, trotz des weiten Abstandes zur arabischen Halbinsel, der hocharabischen Sprache mächtig waren. „Die Araber können ihre eigene Sprache nicht mehr!“ Imam El Hadj Mansor Sy hat mehrere Jahre in Saudi Arabien gearbeitet und ist Simultanübersetzer. „Ich war schockiert als ich in Konferrenzen saß mit Arabern unterschiedlicher Staaten und die Tunesier sich nicht mit den Saudis verständigen konnten. Ich, als Senegalese, war derjenige, der vom Französischen ins Arabische für sie übersetzt hat.“ Hierbei haben die Imame mehrmals betont wie wichtig die Bildung ist. Nicht nur die islamische, sondern auch die akademische Bildung an den Universitäten. Denn viele Muslime gehen leichtfertig mit ihrer schulischen Ausbildung um, obwohl der Prophet Mohammad –Möge Gott ihm zufrieden sein – sagte: „Das Erlernen von Wissen ist eine Pflicht für jeden von der Wiege bis zum Grab.“
Zum Schluss sprachen wir über den interreligiösen Dialog in ihren Staaten und inwiefern sie darin involviert sind. Imam Yessoufou Issa Boukari, der ursprünglich aus Ghana stammt, erzählte mit Imam El Hadj Mansor Sy über die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen in Afrika. „In Ghana waren vor mehreren Jahren die meisten Ärzte christlich, denn die Muslime lebten in ländlichen Regionen und dennoch wurden wir behandelt. Heute bilden diese christlichen Ärzte andere Muslime zu Ärzten aus. Wir haben ihnen viel zu verdanken.“ Imam EL Hadj Mansor Sy führte fort: „Wir haben in Senegal einen Verband geründet mit allen religiösen Gruppen. Obwohl Senegal zu 95% muslimisch ist und wir nur kleine christliche Minderheiten haben, ist der Präsident des Verbandes ein Christ. Ein harmonisches Miteinander ist sehr wichtig für uns.“
Wir hatten weitere interessante Themen am Brunching-Tisch behandelt, die mich sehr positiv inspiriert und bewegt haben. – Es war mit Abstand das beste JUMA Treffen! Ich bedanke mich bei den Organisatoren des Treffens.
Am 25. und 26. Januar 2012 trafen sich JUMA-Teilnehmer/innen zur einer gemeinsamen Kunstaktion mit Führungskräften des OTTO – Konzerns. Unter der Leitung des Künstlers Ernst Handl wurden gemeinsam Kleidungs-Kunstobjekte geschaffen. In genau vier Wochen, am 15.und 16. Februar 2012 wird diese Aktion weitergeführt.
Hier der Bericht von Teilnehmerin Mersiha Hadziabdic:
„Anfänglich schien mir das eine seltsame Kombination zu werden, ein Kunst-Workshop in Berlin-Kreuzberg mit jungen Führungskräften des OTTO-Konzerns Hamburg und uns JUMAs. Was für Personen sind Topmanager eines solchen Großkonzerns, welches Bild haben sie von jungen Muslimen und was wollen wir zusammen eigentlich kreieren?
Es stellte sich als eines der interessantesten Projekte heraus, an dem ich bisher mitwirken durfte. Zwei Tage lang haben sich nicht nur die allesamt jungen, aufgeschlossenen und erfolgreichen Führungskräfte auf eine Reise in eine ihnen unbekannte Welt begeben, allerlei Geschenke in Dönerbuden, Moscheen und türkischen Männercafes gesammelt und die von den Medien geprägten Klischees von Muslimen über Bord geworfen. Auch wir Teilnehmer von JUMA haben Menschen die Türen in unsere Moscheen, Familien und in unser Leben geöffnet, mit denen wir sonst wohl eher nicht so privat über Gott und die Welt diskutieren würden.
Herausgekommen ist nicht nur ein schönes Kunstwerk namens „gemeinsam anders“, sondern auch ein Kultur- und Erfahrungsaustausch, der auf beiden Seiten sicherlich viel bewirkt hat. Aus den gesammelten Geschenken und unseren „typisch muslimischen“ Mitbringseln haben wir gemeinsam ein Kunstwerk erschaffen, das ganz plastisch und praktisch für das steht, was wir an den beiden Tagen voneinander gelernt und miteinander erlebt haben.
Es bedarf ein wenig Mut und viel Offenheit so tief in das Leben des „Fremden“ einzutauchen, aber es lohnt sich später umso mehr, wenn man sieht, dass man von den Klischees wie „unterdrücktes Kopftuchmädchen“ weg zu den vielen Gemeinsamkeiten wie den Prioritäten Familie, Freunde und Hoffnung gelangt.“